Gibt es Alternativen zur klassischen Unternehmensfinanzierung?

Muss ein Unternehmensgründer eigentlich immer zur Bank um seinen Start in die Selbständigkeit finanzieren zu können? Es geht auch anders. Dringend benötigte Liquidität zum Unternehmensstart gewährleistet zum Beispiel auch die Übernahme der Mietkaution durch eine Versicherung. Auch Leasingangebote des Franchisegebers für teures Inventar o. ä. geben dem gerade startenden Unternehmer*in mehr Handlungsspielraum.

In der täglichen Gründungs-Praxis ist es sinnvoll Risiken zu verteilen. Nicht nur weil die (grundsätzlich vorsichtige) Bank dies bevorzugt, sondern auch weil der Gründer*in durch die verschiedenen Finanzierungsformen Vorteile hat:

1. Leasing

Vorteile

Steuerliche Vorteile Leasing-Raten sind als Betriebsausgaben steuerlich voll absetzbar, wenn das Leasing-Objekt steuerlich dem Leasing-Geber zugeordnet ist.
Bilanzneutralität Leasing-Gegenstände erscheinen nicht in der Bilanz des Leasing-Nehmers. Lediglich die Leasing-Raten werden als Betriebsausgaben in der Gewinn- und Verlustrechnung verbucht. Die Eigenkapitalquote und der Verschuldungsgrad verändern sich nicht.
Kalkulationsgrundlage Die Leasing-Rate wird auch langfristig nicht von Zinsänderungen oder Rating-Veränderungen beeinflusst und dient so als sichere Kalkulationsgrundlage.
Liquidität Da die Leasing-Gesellschaft die Finanzierung des Objektes übernimmt, entsteht für den Leasing-Nehmer ein breiterer finanzieller Handlungsspielraum für künftige Entscheidungen. Zudem werden die Abhängigkeiten von Kreditinstituten verringert.
“Pay as you earn”-Gedanke Da die Leasing-Raten parallel zur Nutzung des Gegenstands anfallen, finanziert sich das Leasing-Objekt quasi selbst (Effekt/Kostenkongruenz). Der Finanzierungsaufwand verteilt sich auf die Nutzungsdauer und damit auch auf den Zeitraum, in dem Erträge aus dem Objekt erwirtschaftet werden. Eine Vorausfinanzierung wird somit vermieden.
Planungssicherheit Die Höhe der Leasing-Raten und Vertragslaufzeit stehen von Beginn an fest.
Individuelle Vertragsgestaltung Durch die individuelle Vertragsgestaltung in Bezug auf Laufzeit, Amortisations- und Zahlungsverlauf sowie die Zahlungsweise wird die Anpassung an verschiedene Bedürfnisse möglich.

Nachteile

Kein Eigentumserwerb Der Leasing-Gegenstand geht nach Ablauf der Leasing-Zeit wieder an den Leasing-Geber zurück. Der Leasing-Nehmer hat nicht die Möglichkeit das Objekt bei eventueller Nichtnutzung zu verkaufen.
Hohe Gesamtkosten Leasing-Raten sind in der Regel höher als bei einem fremdfinanzierten Kauf des Leasing-Guts. Hinzu kommen laufende Kosten für Versicherungen, Reparaturen oder Instandhaltungsmaßnahmen.
Vertragslaufzeit Ein Leasing-Vertrag ist in der Regel unkündbar. Die Leasing-Rate stellt somit einen Fixkostenblock dar.
Kündigungsgefahr Der Leasing-Geber kann den Vertrag fristlos kündigen, wenn der Leasing-Nehmer in Zahlungsverzug ist. Hinzu kommen evtl. auch noch Schadenersatzforderungen.

Leasing hat zwei große Vorteile in der Praxis:

Erstens: Man muss in der Regel selbst keine Sicherheiten stellen um die Leasinggegenstände zu bekommen.
Zweitens: Sollte der Geschäftsbetrieb nicht so laufen, besteht in der Regel die Möglichkeit, dass ein Nachfolger in die Verträge eintritt. Entweder am selben Standort oder an einem neuen Standort. Bei einer Finanzierung wäre dies nicht so einfach bzw. nicht möglich, weil hier die Banken Kredite nicht übertragen und somit die Übernahme erschweren.

2. Mietkaution

Definition:
Der Mieter stellt gegenüber dem Vermieter die Mietsicherheit statt Bargeld oder einem Sparbuch in Form einer Bürgschaft (Bürgschaftsurkunde). Als Bürge agiert eine Bank, Versicherung oder Mietkautionsfirma, welche dem Vermieter die Mietsicherheit in Höhe der vereinbarten Kautionssumme bei Vorliegen bestimmter Umstände garantiert. Man spricht daher auch von einer Kautionsbürgschaft. Die Mietkautionsbürgschaft ist aber von anderen Produkten wie Mietschutz-Police und ähnlichen Versicherungen abzugrenzen, die Mietrückstände bzw. anfallende Renovierungs- bzw. Sanierungskosten nach Mieterauszug übernehmen.

In der Praxis finanzieren Banken diese Kaution mit, jedoch kann auch hier diese Kaution ein KO Kriterium der Gesamtfinanzierung sein, wenn die Bank das Gesamtengagement zu hoch und zu risikoreich einschätzt. Es gibt mittlerweile Firmen die sich mit diesem Thema intensiv beschäftigen und Mietavale (teilweise ohne Sicherheiten) anbieten. Gerade in Branchen wie Einzelhandel, Fitness oder Gastronomie können Kautionen von über 50.000 EUR aufgerufen werden. Da ist es sinnvoll einen weiteren Partner mit ins Boot zu holen.

Vorteile für den Unternehmer:

Liquidität wird geschont
Risiko verteilt
Weiteren Partner im Boot

Vorteile Bank:

Risiko minimiert
Bank sieht dass ein weiterer Partner an das Projekt glaubt

Fazit

Wie Franchisegeber, Unternehmer und Unternehmensgründer wissen, ist es nicht einfach die Banken von den geplanten Vorhaben zu überzeugen. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass wenn eine Leasingfirma und/oder Mietkautionsfirma ebenfalls die Finanzierung begleitet, die Banken das in der Regel sehr begrüßen. Erstens wird ihr Risiko minimiert und zweitens sieht die Bank, dass weitere Partner an das Projekt glauben. Leasingfirmen und Kautionsfirmen prüfen das Vorhaben ja auch intensiv und vergeben keine Zusagen nur aufgrund des persönlichen Eindrucks des Unternehmers.

Prüfen Sie diese Alternativen! Da gerade eine Leasingfinanzierung für Existenzgründer sehr schwer ist, sollte hier der Franchisegeber im Vorfeld mit Leasingfirmen Kontakt aufnehmen, um den Gründer in den Genuss einer Leasingfinanzierung kommen zu lassen. Dazu ist es wichtig, dass der Franchisegeber transparent ist und den Leasingfirmen alle relevanten Unterlagen zur Verfügung stellt. Dass dies alles nicht unmöglich ist, zeigen einige Franchisesysteme, die eng mit Leasingfirmen kooperieren.