8 Vorteile von Franchisenetzwerken in Krisen ähnlich der Corona-Krise (mit Video)

Während der Corona-Krise engagieren sich viele, viele Franchisegeber und ihre Mitarbeiter in den Systemzentralen extrem für ihre Franchisepartner

  • obwohl die laufenden umsatzbasierten Franchisegebühren deutlich niedriger oder ganz wegfallen oder sogar freiwillig auf Lizenzeinnahmen verzichtet wird;
  • obwohl viele Mitarbeiter in den Systemzentralen in Kurzarbeit sind;
  • obwohl natürlich auch die Franchisezentralen gegenüber der ökonomischen Wucht der Corona-Krise zunächst genauso ratlos dastehen wie alle Anderen auch.

Viele Franchisegeber unterstützen ihre Franchisepartner unter Umständen in ihrem Kampf gegen Behördenentscheidungen oder sind für eine frühere Eröffnung der Franchisestandorte vor Gericht gezogen. Dabei mussten Franchisezentralen – anders als Unternehmen in vielen anderen Wirtschaftsbereichen – erschwerend auf die Komplexität des Föderalismus mit seinen 16 Bundesländern reagieren.

Vor allem aber sind in vielen Franchisesystemen Franchisegeber und Franchisepartner noch enger zusammengerückt und haben Lösungen für Ihre Kunden erarbeitet, damit die Verbindung zu ihnen auch über die Zeit der Schließung und all der das Kundenerlebnis schmälernden Einschränkungen von Abstandshaltern, Plexiglasscheiben, Mundschutz, Desinfektion usw. erhalten bleibt.

In der Corona-Krise zeigte sich die Franchise-Wirtschaft von ihrer besten Seite! Mit Gänsehaut fühlten auch wir FranchiseMacher uns bestätigt, wie einzigartig und attraktiv Unternehmertum in einem Franchisenetzwerk ist. Was manchmal nur wie Franchise-Werbesprech – “selbständig, aber nicht allein” – klingt, jetzt in der Krise wurden die Vorteile der Verknüpfung einer starken Franchisezentrale mit der unternehmerischen Power der Franchisepartner vor Ort in vollem Umfang spürbar.

Da liegt es nahe zu fragen, wie die Franchisewirtschaft diesen in der Corona-Krise deutlich sichtbar gewordenen Unternehmer-im-Netzwerk-Spirit, diese besondere Attraktivität mittelständischen Unternehmertums auch in Post-Krisenzeiten zeigen und weiterentwickeln kann. Eine besondere Attraktivität:

  • für Unternehmer, die ein Franchisesystem aufbauen möchten
  • für Unternehmer, die sich als Franchisepartner einem oder mehreren Systemen anschließen möchten
  • für Franchisepartner, die gerne ihren Franchisevertrag verlängern, weil sie sich in ihrer Entscheidung pro-Franchise immer wieder bestätigt fühlen
  • für Erst-Gründer, die ihre unternehmerische Power in Partnerschaft mit einem Franchisesystem schneller in wirtschaftlichen Erfolg umwandeln können als mit einer Gründung auf eigene Faust
  • für die Mitarbeiter in den Systemzentralen und bei den Franchisepartnern, weil ihre Jobs sicherer sind und mehr Entwicklungsmöglichkeiten bieten als in vergleichbaren Betrieben ohne Franchiseanschluß
  • für Lieferanten, die sichere Absatzwege suchen
  • für Städte und Gemeinden, die in Franchisepartnern verlässliche Geschäftsfrauen und -männer haben
  • und nicht zuletzt für die Endkunden, die sich bei Franchisegeschäften mit größerer Wahrscheinlichkeit als bei Einzel-Kämpfer-Geschäften darauf verlassen können, ihre Anliegen sicher gelöst zu bekommen.

Hier nun die 8 Anregungen wie die Franchisewirtschaft für die o.g. Zielgruppen noch attraktiver werden kann:

Anregung 1: Mehr Transparenz

Viele Franchisegeber im deutschsprachigen Raum scheuen Antworten auf Fragen wie zum Beispiel:

  • Wieviele Franchisepartner haben das System wieder verlassen – aus welchem Grund auch immer?
  • Wie hoch ist der Durchschnittsumsatz im ersten, zweiten und dritten Geschäftsjahr?
  • Wieviel Gewinn machen durchschnittlich erfolgreiche Franchisepartner?
  • Wie hoch ist die Anzahl von Franchisepartnern mit einem oder mehreren Betrieben?
  • Wieviele Standorte wurden geschlossen?
  • Mußten Franchisepartner oder der Franchisegeber selbst mal Insolvenz anmelden?
  • Sind Gerichtsverfahren anhängig bzw. wurden bereits abgeschlossen? Worum ging es? Wer klagte gegen wen?
  • Gibt es Schwester-, Mutter-, Tochter- und Vorläuferfirmen?
  • Wie ist die Struktur der Franchisegebühren im Detail?
  • Wie heißen die aktiven und ehemaligen Franchisepartner?
  • Wie sind die Gebiets- und Expansionsschutzregelungen definiert?
  • Was waren bislang die Meilensteine der Systementwicklung?

Auch wenn der Vergleich zu den USA manchmal nervt, hier ist er unbedingt notwendig. Dort müssen (!) alle diese Informationen in zentralen Registern gesammelt werden (vergleichbar mit einem Handels-, Gewerbe- oder Vereinsregister in Deutschland) und sind öffentlich oder doch zumindest für halbwegs interessierte Menschen einsehbar.

Bislang ist so ein Franchiseregister hierzulande noch unvorstellbar, wäre aber – auf freiwilliger Basis – leicht umzusetzen.

Anregung 2: Mehr Kooperation

In einem Franchisesystem ist die Kooperation zwischen Franchisegeber und Franchisepartnern sowie der Franchisepartner untereinander in der DNA angelegt. Kooperation wird auf diesen beiden Ebenen in aller Regel auch zum Vorteil aller so gelebt.

Hingegen wird eine systemübergreifende Kooperation zwischen Franchisezentralen selten systematisch gesucht. Allenfalls findet man sich sporadisch motiviert zu einem Erfahrungsaustausch zusammen. Auf Ebene der Franchisepartner unterschiedlicher Systeme tendiert die Kooperation gegen null. Dabei sind sie in den Städten und Gemeinden vor Ort Geschäfts-Nachbarn. Da ist es nahezu schon unwahrscheinlich, wenn Fitnessstudios, Hotels, Reisebüros, Handwerksbetriebe, Gastronomien usw. keine Ansatzpunkte für gemeinsame Kundenaktionen finden sollten.

Schon in einer Region mit 200.000 Einwohnern sind statistisch gesehen über 350 Franchisebetriebe. Angesichts des möglichen Mehrumsatzes sollte die Franchisewirtschaft da schon ganz unruhig werden. Oder sind Ängste im Spiel? Zum Beispiel der Gedanke, die eigenen Franchisepartner könnten bei zu viel Kooperation vor Ort die Vorzüge anderer Franchisesysteme kennenlernen?

Anregung 3: Mehr Daten

Vor einiger Zeit fragte mich mal ein Politiker für das Land Brandenburg, wieviele Franchisebetriebe es denn in meinem Landkreis Potsdam-Mittelmark gäbe. Mir war es echt peinlich, darauf keine Antwort zu haben und sie auch nicht recherchieren zu können. Es gibt einfach keine Datenlage. Noch viel schlimmer als diese Peinlichkeit: wie soll man so glaubhaft argumentieren, dass Franchisebetriebe eine bedeutende Rolle in der regionalen und lokalen Wirtschaft einnehmen?

Wenn Zahlen veröffentlicht werden z.B. bezüglich der Anzahl von Franchisepartnern und der Anzahl der von Franchisepartnern geführten Betriebe, basieren diese auf Hochrechnungen von einer (hoffentlich) repräsentativen Auswahl von Franchisesystemen und beziehen sich nur auf ganz Deutschland. Rückschlüsse auf die Situation in Bundesländern, Landkreisen sowie Städte und Gemeinden lassen sich daraus allenfalls allgemein-durchschnittlich herleiten, jedoch nicht konkret z.B. für eine bestimmte Stadt.

Bei so klaren Fakten wie “Anzahl Franchisepartner” ist überhaupt zu fragen, ob Hochrechnungen denn die richtige Erhebungsmethode sind. Solche Daten können ja direkt an der Basis bei den Franchisepartnern und Franchisegebern erhoben werden. Beide wissen ja vermutlich, wo ihre Betriebe sind und wer sie führt. Die handwerkliche Herausforderung diese Daten zu sammeln ist gering. Die Überwindung, sie regelmäßig zu liefern offenbar hoch.

Schon wenn die einfachsten Daten regelmäßig erfaßt werden würden, könnten wir Aussagen zu der Entwicklung von Eröffnungen, Transfers und Schließungen von Standorten in einem Franchisesystem öffentlich machen und aus dem Vergleich von Systemen und Regionen vermutlich interessante Erkenntnisse gewinnen, wie wir die Franchisewirtschaft in Deutschland noch attraktiver gestalten könnten.

Anregung 4: Den Neid genießen

In der Corona-Krise habe ich mich hin und wieder mit Alleinkämpfer-Inhabern z.B. von Gastronomiebetrieben, Fitnessstudios, Einzelhändlern, Schönheitsstudios usw. unterhalten. In diesen Gesprächen habe ich immer wieder einen gewissen Respekt oder sogar Neid gegenüber den Unternehmer-Kollegen in der Franchisebranche herausgehört: “Mensch, die haben es gut, die sind jetzt nicht alleine, bekommen gute Informationen von ihrem Franchisegeber, tauschen sich darüber aus, was jetzt am besten zu tun ist und motivieren sich gegenseitig, das auch wirklich zu tun”.

Jetzt in der Krise nahmen viele Unternehmer erst wirklich wahr, welche Power ihre Franchise-Kollegen haben, weil sie von Top-Websites, einen hohen Grad an digitalisierten Prozessen, von Verhandlungsmacht und juristischer Durchschlagskraft partizipieren, die sie als Alleinkämpfer einfach nicht haben. Franchisegeber können sich dieses positive Feedback von stand-alone-Unternehmern zunutze machen, wenn sie Franchisepartner suchen, die bereits erfolgreiche Unternehmer sind. Nützlich wären hier natürlich Daten á la “Wieviel % der Franchisefitnessstudios mußten 2020 infolge der Corona-Krise schließen und wieviel % der stand-alone-Fitnessstudios?”

Anregung 5: Schnell Geschäftsmodelle innovieren

Wenn Geschäftsstandorte auch nach der Corona-Krise erkennbar langfristig nur noch 70%, 60% oder noch weniger Umsatz machen als das vor der Krise der Fall war, dann ist das kein Geschäftsmodell mehr. Erst recht nicht, wenn die Vermieter nicht durch niedrigere Mieten, Umsatzmieten oder ähnliche Maßnahmen entgegenkommen.

Im Grunde genommen sind viele Unternehmer nach der Corona-Krise wieder auf null gestellt. Sie müssen ihr Geschäft völlig neu erfinden, fast wie ganz am Anfang. Viele Unternehmer mit einst erfolgreichen Geschäftsmodellen sehen sich jetzt vor die Wahl gestellt, entweder einfach aufzuhören und sich erstmal ins Private zurückzuziehen oder wieder zu Gründern wie einst zu werden, neue Risiken einzugehen, frisches Geld in die Hand zu nehmen und auf “Neustart” zu drücken. Beides vermutlich sinnvoller als überholten Geschäftsmodellen weiterhin sein Geld hinterher zu werfen.

Eine echte Mammutaufgabe gerade auch für Franchisegeber! Auch wenn manche von ihnen denken, sie stünden dieser alleine gegenüber: das stimmt nicht! Sie haben Franchisepartner, die die Zukunft mitgestalten wollen und ähnlich wie Seismographen oft besser als der Franchisegeber das Verhalten der Endkunden und die Situation vor Ort kennen. Diese aktiven Franchisepartner sind wie eine fest eingebaute Unternehmensberatung in jedem Franchisesystem. Sie gehören beim Projekt “Neustart” unbedingt von Beginn an dazu.

Natürlich ist es bei der Erarbeitung eines Neustarts nicht mit einmal Teetrinken getan. Es braucht einen strukturierten Prozeß, z.B. vom Brainstorming über ein Design Thinking, dem Aufbau neuer Kontakte bis zum konkreten Maßnahmenplan und alles unter Berücksichtigung von oft schon alten Konflikten. Eine externe Begleitung durch Unternehmensberater wie z.B. uns FranchiseMachern ist für solche Change-Prozesse überlegenswert.

 

 

 

 

Anregung 6: Multi-Brand fördern

Multi-Unit-Franchisepartner sind wirtschaftlich häufig besser aufgestellt als Einzel-Franchisepartner. Gleichwohl ist während der Corona-Krise deutlich sichtbar geworden, dass sie damit ein Klumpenrisiko haben. Was nützen 5 Bistros oder 5 Fitnessstudios, wenn alle Standorte genau dieselben Probleme haben? Multi-Unit-Franchisepartner können das dennoch häufig verkraften, aber wollen sie das? Also in jedem Standort nochmal kräftig Geld nachschießen – mit noch immer ungewissem Ausgang? Eher als Einzel-Franchisepartner könnten Multi-Unit-Partner in der Einfach-zuschließen-Strategie eine sinnvolle Option für sich sehen. Einzel-Franchisepartner werden mit größerer Wahrscheinlichkeit an ihrem Geschäft festhalten und irgendwie das Beste daraus machen.

Das ist keinesfalls eine Gegenrede zum Multi-Unit-Franchising. Im Gegenteil: Franchisegeber sollten Multi-Unit-Franchising nicht einfach nur zulassen, sondern – sofern noch nicht so praktiziert – ihm positiv gegenüberstehen und vor allem klare Prozesse definieren unter welchen Bedingungen und mit welchen zusätzlich zu erwerbenden Qualifikationen Einzel-Franchisepartner sich zu Multi-Unit-Partnern entwickeln können. Das finden die natürlich nur dann überzeugend, wenn sie nicht einfach nur die von einstigen Multi-Unit-Partnern verlassenen Standorte übernehmen sollen, die dann – unter neuer Inhaberschaft – genauso schlecht laufen wie vorher. Damit landet man direkt wieder bei “Anregung 5 – Schnell neue Geschäftsmodelle entwickeln” oder/und beim Multi-Brand-Franchising.

Mit Multi-Brand-Franchisepartnern sind Franchisepartner gemeint, die zugleich Franchisepartner unterschiedlicher Systeme sind (bevor Missverständnisse entstehen: bei Systemen, die nicht Wettbewerber zueinander sind). Mon dieu, wie verpönt ist dieses Geschäftsgebaren bei vielen Franchisegebern. Von unpassenden Vergleichen aus der Welt menschlicher Beziehungen – “Man kann nur einer Marke treu sein” – bis zu tief sitzenden Ängsten – “Womöglich findet mein Franchisepartner das andere Franchisesystem viel professioneller” – ist die Vorbehalts-, Vorurteils- und Bedenkenkiste randvoll gefüllt.

Dabei wären für einen Unternehmer Partnerschaften mit unterschiedlichen Franchisesystemen – am besten noch verteilt auf mehrere Branchen – doch eine zumindest überlegenswerte unternehmerische Strategie, oder? Die Corona-Krise hat alle Wirtschaftsbereiche erfasst. Auch eine Multi-Brand-Strategie ist daher keine endgültige Lebensversicherung. Zum Beispiel trifft es die Multi-Brand-Franchisepartner z.B. von Tank&Rast mit sanifair, segafredo, Coffee Fellows, McDonald’s usw. genauso hart, weil alle ihre Geschäfte während Corona an leeren Autobahnen standen.

Dennoch: Wäre es nicht sogar wünschenswert, wenn gerade die Corona-Krise Multi-Unit-Franchisepartner ermuntern würde ihr Geschäftsportfolio künftig stärker zu diversifizieren und auch auf Partnerschaften mit anderen Marken einzugehen? Nebenbei: Welch’ eine hervorragende Entwicklungsmöglichkeit für Unternehmer! Franchisegeber sollten ihre besten Franchisepartner sogar bei einer Multi-Brand-Strategie unterstützen und sie auf diese Weise im System halten bevor sie sie womöglich ganz verlieren. Außerdem sollten vielleicht auch Franchisegeber über Diversifizierung nachdenken und selbst eine oder mehrere weitere Marken aufbauen/kaufen und somit zu Multi-Brand-Franchisegebern werden. So entstehen naheliegende Geschäftsalternativen für gute Franchisepartner direkt im eigenen Franchisegeber-Kosmos.

Zugegeben: Für weite Teile der deutschen Franchisewirtschaft sind das immer noch irritierende Gedanken. Aber wie sagte Götz Werner, Gründer von dm: wenn wir uns die Dinge vorstellen können, können wir sie auch erreichen. Alles beginnt damit, sich etwas vorzustellen. Das tut nicht weh und ist nicht verboten.

Anregung 7: Krankheit, Unfall, Altersvorsorge

Weder Krankheit noch Unfall sind attraktive Ereignisse, und das Alter, nun ja, mag jeder selbst es entscheiden. Attraktiv hingegen ist, wenn wir uns auf solche möglichen Ereignisse und vorhersehbaren Lebenssituationen intelligent vorbereiten. Insbesondere als Unternehmer mit einem von uns erwarteten Höchstmaß an Eigenverantwortung. Intelligent heißt in diesem Fall, Vorbereitung nicht allein, sondern gemeinsam mit anderen Unternehmern. “Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele”. Dieses inzwischen über 200 Jahre alte Zitat von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Mitbegründer des Genossenschaftswesen, klingt hinsichtlich des Netzwerksgedankens auch in vielen Franchisesystemen seltsam vertraut. Und doch wird dieser Gedanke von ihnen bislang extrem selten auf den Bereich Krankheit, Unfall und Altersvorsorge übertragen.

Dabei haben Ärzte, Apotheker, Architekten, Rechtsanwälte, Steuerberater, Ingenieure usw. teils schon seit Jahrhunderten eigene Versorgungswerke. Machen die etwas falsch oder Franchisesysteme irgendetwas nicht richtig? Warum haben wir in der Franchisewirtschaft kein Versorgungswerk? Würde uns das nicht noch attraktiver machen?

Um mögliche durch Krankheit und Unfall verursachte finanzielle Katastrophen für Unternehmerfamilien zu lindern, haben wir mit einigen Unternehmerkollegen insbesondere aus der Franchisewirtschaft schon 2017 den Verein Unternehmernotfallfonds gegründet. Er vergibt zinsfreie, unbesicherte Darlehen an Unternehmerfamilien in Not. Derzeit sammeln wir für ein Darlehen an Frank Deßmann, IT-Unternehmer aus Magdeburg, der Anfang des Jahres an Leberkrebs erkrankt ist (mehr Infos s. www.notfallfonds.org).

Grundsätzlich ist die Resonanz auf den Gedanken, den gemeinschaftlichen Spirit des Franchise auch für Notfallsituationen zu nutzen bislang nicht gerade überwältigend. Vielleicht liegt es auch daran, dass es keine Franchisepartner gibt, die krank werden oder einen Unfall haben. So jedenfalls hat es mir mal ein offizieller Vertreter der deutschen Franchisewirtschaft gesagt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das nicht stimmt.

Und aktuell: Hat nicht gerade die Corona-Krise das Bewußtsein dafür geweitet, dass in unserem Leben morgen schon alles anders sein kann, als wir es bislang gewohnt waren? Konkret, dass spätestens seit Ende März 2020 die Welt eine komplett andere ist als sie es noch im Februar 2020 war? Notfall ist im Moment “in”, ein Modethema. Das sollten vor allem Franchisegeber zum Anlaß nehmen, verstärkt systematisierte Lösungen für krankheits- und unfallbedingte Notfälle bei ihren Franchisepartnern zu erarbeiten. Gerne auch systemübergreifend (“was einer alleine nicht….”).

Salopp gesagt, für Mitarbeiter in der Gastronomie, denen versehentlich ein Salatblatt zu Boden fällt, gibt es klare Anweisungen, Standards und Prozesse im Franchisehandbuch, was nun alles zu tun ist. Aber für den Fall einer schweren Erkrankung eines Franchisepartners steht da häufig…nichts.

Anregung 8: Mehr Freelancer für Franchisezentralen

Ein starkes Franchisesystem braucht eine Franchisezentrale mit engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Viele Mitarbeiter in den Systemzentralen jedoch sind gerade in Kurzarbeit, manche wurden bereits auch entlassen oder ihnen steht die Entlassung bevor. Keine einfache Situation. Erst recht schwer zu sagen, was daran attraktiv sein soll.

Mitarbeiter in einer Franchisezentrale zu sein – so jedenfalls meine Beobachtung und auch eigene Erfahrung – ist ein spannender und abwechslungsreicher Beruf. Insbesondere, wenn man in einer Position mit direktem Kontakt zu Franchisepartnern oder Franchiseinteressenten tätig ist. Zum Beispiel als Partnerbetreuer, Transfer-Spezialist oder Lizenzverkäufer. Dann hast du täglich mit Menschen zu tun, die sich mehrheitlich unternehmerisch und persönlich entwickeln möchten. Das kann so erfrischend wie herausfordernd sein, weil man dadurch selbst in seiner ganzen Persönlichkeit gefordert ist. Rückzug ist nicht. Aber für Mitarbeiter, die sich ebenfalls entwickeln möchten, ist die Tätigkeit für einen Franchisegeber ein ideales und inspirierendes Arbeitsumfeld. Und eines, wo man sich auch selbst schnell mit dem Selbständigkeits-Virus anstecken kann (endlich mal ein anderer Virus) – unabhängig davon, ob man sich dann wirklich selbständig macht oder nicht.

Wer wirklich etwas von Franchise versteht, von der Dynamik dieses einzigartigen Beziehungsgeflechts von Unternehmerinnen und Unternehmern, hat schon eine besondere Qualifikation. Es sind immer noch vergleichsweise wenige Menschen, die über diese Qualifikation verfügen. Damit bleibt man grundsätzlich interessant für die Mitarbeit auch in anderen Franchisezentralen. Okay, die sind dann häufig nicht in Wohnortnähe. Aber die Möglichkeit und Vorteile von Homeoffice und das Ersetzen einiger Fahrten zu Franchisepartnern durch Videokonferenzen haben inzwischen alle Franchisezentralen erkannt. Der Begriff “Zentrale” ist längst nicht mehr rein geografisch zu verstehen. Einerseits gibt es natürlich auch aus ganz praktischen Gründen noch zentrale Büroräumlichkeiten. Ebenso nicht zu vergessen: für viele Franchisepartner ist das Bild einer auch räumlich begreifbaren Zentrale ein wichtiges Identifikation-Element ihrer Franchisepartnerschaft. Andererseits jedoch ist die Beziehung der Franchisepartner zu den Mitarbeitern in der Systemzentrale das wirklich Entscheidende. Auf dieser Ebene ist es aus Sicht eines Franchisepartners völlig egal, wo sein Ansprechpartner in der Franchisezentrale sich auf dieser Welt befindet. Hauptsache die Zusammenarbeit gelingt. Die Herausforderung – wenn es denn überhaupt noch eine ist – liegt in der Arbeitsorganisation der Mitarbeiter in einer Systemzentrale untereinander.

Mitarbeiter, die gerne das Prinzip einer virtuellen Franchisezentrale leben, haben es vermutlich leichter wieder einen Job in einer Franchisezentrale zu finden. Genauso haben es Franchisegeber leichter hochqualifizierte Mitarbeiter für ihre Franchisezentrale zu finden, wenn sie ihre Franchisezentrale als “virtuelle” organisieren.

Wenn viele Franchisezentralen gleichzeitig Mitarbeiter entlassen, wird es – virtuell hin oder her – schwierig einen in der Franchise-Welt neuen angestellten Job zu finden. Andererseits jedoch: “Einer muß den Job ja machen” (Song von Udo Lindenberg). Das heißt, für Mitarbeiter in Franchisezentralen könnte jetzt der passende Augenblick sein, in die Selbständigkeit zu starten und Qualifikation und Erfahrung Franchisegebern gezielt als Freelancer anzubieten. Manche Franchisegeber werden froh über alternative Lösungen sein, wie die Kooperation mit Franchisepartnern trotz notwendiger Entlassungen irgendwie weitergehen kann. Leider jedoch ist es in den Köpfen mancher Franchisegeber noch immer tief verankert, daß alle Arbeitsbereiche einer Franchisezentrale ausschließlich durch Vollzeit angestellte Mitarbeiter erfüllt werden sollen und nicht etwa durch externe Dienstleister. Ich habe nie verstanden, warum das so ist. Denn ein Franchisegeber ist es auf der Ebene zu seinen Franchisepartnern gewohnt mit Selbständigen zusammenzuarbeiten. Das macht ihm Freude. Auch deshalb hat er ein Franchisesystem aufgebaut. Kurz: Schlüsselqualifikation eines Franchisegebers ist die nicht unmittelbar weisungsberechtigte Führung geografisch verstreuter selbständiger Unternehmer. Diese Schlüsselqualifikation auch auf die Arbeitsorganisation der eigenen Franchisezentrale anzuwenden, müsste sich für viele Franchisegeber so vertraut anfühlen wie sie zukunftsweisend ist.

Nachwort: Nur Mut!

Durch die Corona-Krise werden als sicher geglaubte Strukturen, Institutionen, Geschäftsmodelle und Prozesse ins Wanken oder zum Einsturz gebracht. In Folge entsteht auch in der mittelständischen Wirtschaft zunächst Orientierungslosigkeit. Diese wird eher als andere gesellschaftliche Bereiche durch selbständiges und unternehmerisches Denken geprägt. Der Umgang mit Unsicherheiten gehört auch sonst zum Alltag eines Unternehmers dazu. Jetzt in der Corona-Krise ist das nicht anders – nur krasser. Die grundsätzliche Aufgabe bleibt: das eigene Unternehmen, die eigene Familie und sich selbst mit eigenem Kompass sicher durch mal mehr oder weniger aufgewühlte Zeiten zu steuern.

Die Franchisewirtschaft ist Teil des Mittelstands. Berufliche Selbständigkeit sowie die enge Zusammenarbeit von Unternehmern ist in ihr noch stärker verankert als in anderen Teilen des Mittelstands. “Mehr Selbständigkeit wagen” ist für Franchisesysteme kein Spruch aus einer Politiker-Sonntagsrede, sondern wird täglich gelebt. Deshalb haben wir gute Chancen, mit Optimismus, Mut und – nicht zuletzt guten Ideen – die Zeit der Krise zu gestalten und unsere Franchisewirtschaft so noch attraktiver zu machen. In diesem Sinne verstehen sich die Anregungen in vorliegendem E-Book. Oder anders mit den häufig verwendeten Worten Einsteins ausgedrückt: “Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten”.

 

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