Wie steuert man ein Franchisesystem?

Ja, auch ein Franchisesystem muss, wie jedes andere Unternehmen, gesteuert werden. Aber wie steuert und controlled man ein Netzwerk, dass hauptsächlich aus selbständigen Unternehmern*innen besteht?

Schließlich handelt es sich nicht um einen Filialbetrieb, bei dem alle Filialen an das zentrale Kassensystem automatisch angeschlossen werden. Manfred Maus, der Gründer des Franchisesystems OBI sagte einmal die berühmten Worte „Ein Franchisesystem kann man nur durch Transparenz führen.“

Unterstützung des Franchisepartners = Pflicht des Franchisegebers

Ein Franchisegeber ist verpflichtet, seine Franchisepartner in sämtlichen Bereichen der Erfolgssicherung zu unterstützen und damit auch den Erfolg des Systems fortwährend zu sichern. Er trägt eine Mitverantwortung für den Geschäftserfolg seiner Franchisenehmer. Erfolgsrelevante Kennziffern können sich sowohl auf die Erlöse als auch auf die Kosten beziehen:

  • Daten über Marketing- und Verkaufsaktivitäten,
  • Umsatz- und Kostenstrukturdaten,
  • betriebswirtschaftliche Kennzahlen,
  • kurzfristige Erfolgsübersicht,
  • Periodenvergleiche und
  • Betriebsvergleiche.

Rankings

Damit der Franchisepartner weiß, wo er bezüglich der erfolgsrelevanten Kriterien im Vergleich zu den anderen Franchisepartnern seines Systems steht, stellt der Franchisegeber Rankings der wichtigsten Erfolgskennziffern zur Verfügung. Je nach Kultur des Franchisesystems erfolgt die Bereitstellung der Kennzahlenvergleiche anonymisiert oder auch nicht. Rankings systemspezifischer Kennzahlen dienen auch als Frühwarnsystem und tragen dazu bei, gefährliche Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und abzuwehren sowie positive Tendenzen gezielt zu verstärken.

Betriebsvergleiche

Als Betriebsvergleich bezeichnet man die Gegenüberstellung betrieblicher Kennzahlen. Der zwischenbetriebliche Vergleich mit anderen Franchisepartnern desselben Franchisenetzwerkes liefert für den Franchisepartner wichtige Anhaltspunkte für seine eigene Unternehmensführung.

Wie kommt ein Franchisegeber an die Kennzahlen seiner Franchisepartner?

Das alles zeigt, wie wichtig es ist, dass ein Franchisegeber die erfolgsrelevanten Zahlen seiner Franchisepartner*innen kennt, auswertet und dem gesamten Netzwerk zur Verfügung stellt. Aber wie kommt ein Franchisegeber an die Zahlen?

  1. Franchisevertrag: Meistens legt der Franchisevertrag fest, wie und in welchem Zeitraum ein Franchisepartner seine Erfolgskennziffern an den Franchisegeber reporten muß. Tut er das nicht oder nicht rechtzeitig, folgt in der Regel eine sehr aufwendige Prozedur, in der der Franchisegeber im Rahmen von Telefonaten oder persönlichen Besuchen durch das Partnermanagement versucht, BWA´s oder Monatsabschlüsse zu erhalten. Erstens um sich selbst ein Bild über sein System zu machen und zweitens um allen Franchisepartnern über Rankings und Betriebsvergleiche Steuerungsmöglichkeiten für den eigenen Franchisebetrieb zur Verfügung zu stellen.
  2. Einheitlicher Kontenrahmen: Um das Prozedere zu vereinfachen und die dringend erforderlichen Vergleiche innerhalb des gesamten Netzwerkes sicher zu stellen, könnte ein Franchisegeber seinen Partnern zum Beispiel einen einheitlichen Kontenrahmen zur Verfügung stellen. Das wäre die erste Stufe eines Reportings, das Franchisegeber in die Lage versetzt, belastbare Betriebsvergleiche durchzuführen.
  3. Einbindung der Steuerberater: Weitere Stufen sind denkbar, z.B. die Schulung und Einbindung des Steuerberater, eines Franchisepartners durch den Steuerberater des Franchisegebers. Dieser kennt das Geschäftsmodell aus steuerlicher (und auch buchhalterischer) Sicht und kann sowohl einen einheitlichen Kontenrahmen empfehlen als auch Tipps und Tricks im Umgang mit Buchungen oder der Steuergesetzgebung geben.
  4. Empfehlung von Steuerkanzleien: Möglich ist auch, daß ein Franchisegeber seinen Franchisepartnern für die geschäftlichen Steuerangelegenheiten eine Steuerkanzlei oder eine Steuerkanzlei-Kette empfiehlt, die in der Zusammenarbeit mit Filial- und Franchiseketten Erfahrungen haben.
  5. Digitalisierung: Wenn man noch weiter gehen möchte, so schließt man seine Franchisepartner*innen bzw. deren Kassensystem (oder andere Abrechnungstools) online an die Steuerkanzlei des Franchisegebers an und stellt so den Transfer von erfolgsrelevanten Kennzahlen pro Franchisepartner in jedem Fall sicher. Dies kann aber nur eine Empfehlung an den Franchisepartner*in sein und kann im Franchise Handbuch vermerkt werden.

Grundsätzlich sollte es für einen Franchisegeber weniger um eine Kontrolle seiner Franchisepartner*innen, sondern vielmehr um die Steuerung seines gesamten Franchisesystems und damit zusammenhängend um eine solide Basis für Ratschläge an seine Franchisepartner gehen.

„Messen, messen, messen!“ schärft Manfred Maus, der Gründer von OBI und Grandseigneur der Franchise-Wirtschaft anderen Franchisegebern immer wieder ein.