Ein Franchisesystem aufbauen – Was kostet das? (mit Video)

Man könnte die Frage auch so formulieren: Was kostet es ein Unternehmen aufzubauen? Ihre Geschäftsidee haben Sie in Ihrem Pilotbetrieb weitestgehend getestet und in den letzten Jahren immer wieder optimiert. Ihr Marketing und Ihre Kundenakquise vor Ort funktionieren. Auch Ihre Service- und/oder Produktqualität begeistert Ihre Kunden. Sie sind erfolgreich an Ihrem Standort unterwegs. Alles was Sie wollen ist expandieren. Was also soll jetzt noch kommen?

Sie brauchen einen Plan

Wie für jede gute Idee benötigen Sie für den Aufbau Ihres Franchisesystems einen Plan. Am besten gleich einen Businessplan mit einer entsprechenden Kalkulation für die kommenden 3 – 5 Jahre. Sie werden viele Fragen haben, die Sie am besten in einem komprimierten Franchisestrategie-Workshop mit Ihren Franchisemachern diskutieren. Sie können dann immer noch entscheiden, ob die Idee (zum jetzigen Zeitpunkt) nicht „zu groß“ ist. Oder Sie legen gemeinsam die für Ihr Franchisesystem passenden nächsten Schritte fest. In jedem Fall sollten Sie sich schonmal Ihre Markenrechte für Ihre Expansionspläne sichern. Für den nächsten Schritt sollten Sie bereits im Workshop genau herausarbeiten, was Sie tun müssen, wenn Ihre Franchisepartner erfolgreich sein sollen.

Pilotbetrieb und Know-How-Transfer

In Ihrem Pilotbetrieb hat sich viel Wissen über die täglichen Geschäftsprozesse angesammelt. Vielleicht haben Sie dieses Wissen bereits schriftlich festgehalten, vielleicht haben Sie aber auch alles in Ihrem Kopf. In einem Franchisenetzwerk muss dieses Wissen jedem Franchisepartner zur Verfügung stehen, damit er oder sie vor Ort Ihr Konzept perfekt und erfolgreich umsetzen kann. Am besten online und jederzeit aufrufbar. Im Franchise sagt man dazu auch Handbuch oder Wiki. Ob Sie Ihr Handbuch nun selber schreiben oder Experten schreiben lassen, in jedem Fall sollten Sie ein Budget zwischen 5.000 und 15.000 EUR dafür einplanen.

Franchisevertrag

Der Franchisevertrag folgt dem Handbuch. Zumindest ist es so kostengünstiger für Sie. Suchen Sie sich einen Anwalt, der sich mit der Rechtsprechung im Franchising in Deutschland auskennt (oder lassen Sie sich einen empfehlen). Geben Sie ihm einen Zugang zu Ihren bereits erarbeiteten Handbuchinhalten. So kann er (oder sie) sich alle Informationen rausziehen. Wenn Sie Ihr Handbuch gemeinsam mit einem Franchiseexperten geschrieben haben, werden auch die meisten franchiserelevanten Fragen im Handbuch beantwortet und der Vertrag sollte zügig erstellt werden können. Je nach Anwalt und Vorgehensweise können Sie 6.000 – 15.000 EUR einplanen.

 

 

 

 

Leadgewinnung

Für die Gewinnung neuer Franchisepartner brauchen Sie „Leads“. Im Allgemeinen geht man von der Formel 100 Leads : 1 Franchisevertrag aus. Haben Sie eine sehr klar definierte Zielgruppe, wird dieses Verhältnis vielleicht so aussehen 45 Leads : 1 Franchisevertrag. Abhängig von den von Ihnen eingesetzten Leadgewinnungskanälen kostet ein Lead grob durchschnittlich zwischen 50 und 90 EUR. Wenn Sie jetzt die in Ihrem Businessplan eingeplanten Franchiseverträge x 100 Leads x Leadpreis multiplizieren, kommen Sie auf das von Ihnen einzuplanende Budget für die Leadgewinnung.

Lizenzverkauf und vorvertragliche Aufklärung

Sobald Sie erste Franchiseinteressenten für Ihr System gewinnen konnten, geben Sie diesen alle notwendigen Informationen über Ihr System. Der Lizenzverkauf (so der Name für diesen Prozess) funktioniert nach eigenen Regeln, schließlich begleiten Sie die potentiellen Franchisepartner in einen völlig neuen Lebensabschnitt – die Selbständigkeit. Damit das Risiko für die Gründer begrenzt bleibt, sind Sie als Franchisegeber verpflichtet, Ihre Interessenten umfangreich über Ihr Geschäftskonzept, Richtlinien, Prozesse, Gebühren, Geschäftszahlen des Pilotbetriebes etc. aufzuklären (vorvertragliche Aufklärung). Holen Sie sich dazu Informationen von anderen Franchisegebern oder lassen Sie sich von Experten beraten, damit Sie hier rechtlich auf der sicheren Seite sind. Sie müssen also ein Infopaket für Ihre potentiellen Franchisepartner erstellen.

Bis zur Vertragsunterschrift werden Sie wahrscheinlich zwischen 8.000 und 15.000 EUR an Zeit, Informationen, rechtlicher Absicherung, Abschluß von (Vor-) Verträgen etc. in Ihren Franchisepartner investiert haben.

Schulungskonzept

Die erste Frage eines neu gewonnen Franchisepartners ist in der Regel „Und was kommt jetzt?“. Die Antwort darauf „Schulungen“. Planen Sie sich ein Budget für die Erstellung eines Schulungskonzeptes bzw. für den Einsatz externer Trainer ein. Spätestens hier brauchen Sie personelle Unterstützung. Sie können nicht alles alleine machen!
Personelle Unterstützung in Ihrer Franchisezentrale

Schon bei der Erstellung Ihres Franchise-Handbuchs raten wir unseren Mandanten eine/n Mitarbeiter/in in den Aufbau Ihrer Franchisefirma einzubeziehen. Es wird definitiv leichter für Sie, wenn Sie von Anfang an jemanden mit im Boot haben. Die Aufgabenbereiche Lizenzverkauf, Partnermanagement und Systemsteuerung gehen noch fließend ineinander über, aber alleine werden Sie das kaum bewältigen können.

Software

Sie wollen ein Netzwerk aus selbständigen Unternehmern aufbauen. Am Anfang können Sie sicher noch jeden einzeln anrufen und auch besuchen, aber spätestens ab Franchisepartner*in Nummer 10 ist das weder effizient noch effektiv. Es muss keine spezielle Franchisesoftware sein, die Sie beim Start unterstützt. Es geht auch einfacher, mit vorhandenen Tools und monatlich kündbar. Aber vernetzen müssen Sie. Und planen Sie auch ein Budget für die Optimierung Ihrer Webseite, die Erstellung von Partnerunterseiten und Franchiselandingpages sowie eine gewisse IT-Administration ein.

Denken Sie daran:

  • Auch wenn Sie schon ein funktionierendes Unternehmen betreiben (Pilotbetrieb) – Sie bauen ein neues Unternehmen auf!
  • Der Aufbau eines Franchisesystems benötigt Kapital – Wachstum frißt Liquidität! oder auch – Ohne Invest, kein Return on Invest!
  • Geben Sie zum Start nicht Ihr gesamtes Budget für die Partnerakquisition aus. Neue Partner müssen gut ins System integriert und in den ersten sechs Monaten intensiv betreut werden, damit sie erfolgreich werden!
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