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3 Fragen an...

1. Wie entwickelt man Standards für ein Franchisesystem überhaupt – beim Start des Systems und 2018 09 12 Foto Gabriele Dawo1 später  dann, wenn man wie Town & Country Haus 300 Partner hat?

Ein Franchise-System entsteht ja üblicherweise nicht, weil man ein Franchise-System gründen will, sondern weil man ein erfolgreiches  Geschäftsmodell entwickelt und dann merkt, dass dieses gut multiplizierbar ist. Rein theoretisch seziert man danach das Geschäftsmodell und findet heraus, welches erfolgskritische Teile und welches nicht erfolgskritische Teile sind. Die erfolgskritischen Teile sollten dann genau beschrieben und zum Standard gemacht werden.

Soweit zur Theorie, in der Realität sieht es dann doch etwas anders aus. In den wilden Gründerzeiten wird weniger überlegt und man macht einfach (aus Überzeugung, das Richtige zu tun). Was an einer Stelle gut geklappt hat, wird erst mal kopiert und an einem anderen Standort wiederholt. Wenn es dann an einem anderen Standort ebenfalls funktioniert, wird irgendwann im Franchise-Handbuch festgelegt, wie das Geschäftsmodell umzusetzen ist.

Bei einem etablierten System wie Town & Country Haus sind die verschiedenen Standards auf unterschiedlichste Arten entstanden. Zusätzliche Regeln und Standards eines etablierten Systems mit einem funktionierenden Geschäftsmodell zielen dann weniger auf den Erfolg des Einzelnen, sondern immer mehr auf den Markenschutz. Markenschutz meint an dieser Stelle, dass das System und die Partner vor Verfehlungen Einzelner geschützt werden sollen. Ein etabliertes System wird immer sehr darauf bedacht sein, die eigene Marke und damit auch die eigenen Partner zu schützen. Oft entstehen Standards dann durch Abweichung einzelner, die riskante Situationen nach sich gezogen haben. Stück für Stück erweitern sich damit die Standards, genauso wie Stück für Stück immer mehr Gesetze und Verordnungen hinzukommen.

2. Welche Rolle spielt man als Unternehmer und Geschäftsführer bei der Entwicklung und Einhaltung von Standards?

Am Anfang entwickelt man wohl selbst die meisten Standards. Später ist die Aufgabe eher, dafür zu sorgen, dass Standards entwickelt werden, aber noch mehr darauf zu achten, dass es nicht zu einer Überregulierung kommt. Franchise bedeutet immer noch, mit selbstständigen Unternehmern zu arbeiten. Diese benötigen Freiheit, deshalb wollten Sie ja auch irgendwann mal selbstständig sein. Für ein erfolgreiches Franchisesystem ist es ein schmaler Grat zwischen guten Standards, die die Partner erfolgreich machen und einer Überregulierung. Überregulierung meint in diesem Fall, dass es viele Regeln und Vorgaben gibt, die alle im Einzelfall gut gemeint sind, aber im Zweifel doch auch mal den einzelnen Partner behindern.

Auch die Einhaltung von Standards ist ein großes Feld. Je mehr Standards vorhanden sind, desto mehr müsste der Franchisegeber ja auch kontrollieren. Wenn der Partnerbetreuer (oder Franchise-Manager) bei einem Partnerbesuch kontrolliert, wie das Regal eingeräumt ist, dann muss das nicht zwangsläufig zum Unternehmenserfolg beitragen.

3. Was sollte man als Franchisegeber bzgl. der Standards aus Ihrer Sicht tunlichst vermeiden?

Je mehr Standards ein Franchisesystem vorgibt, desto weniger unternehmerische Freiheit hat der einzelne Partner. Das kann sehr positiv aber auch sehr negativ sein. Wenn mein Geschäftsmodell in ganz Deutschland oder in der gesamten Welt tatsächlich immer zu 100 % gleich ist, dann sollte ich auch 100 % davon als Standard vorgeben. Erfahrungsgemäß gibt es aber (so ungern das die meisten Franchisegeber zugeben) aber eben doch Unterschiede. Was in Deutschland wunderbar funktioniert, muss in einem anderen Land noch lange nicht funktionieren. Und sogar innerhalb Deutschlands kann es natürlich auch Unterschiede geben. Die Standards müssen sich dann auf die Teile des Geschäftsmodells beziehen, die tatsächlich überall identisch sind. Es gilt eine Überregulierung, die den Geschäftserfolg verhindert, zu vermeiden. Wie so oft sind die Grenzen hierbei natürlich fließend.

 

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